Familie A und A Kammer

Mit 4 4x4 (Landrover), 4 CB- Funkgeräten, 1 GPS und 1 HF- Funkgerät und 200 Litern Wasser ans Ende der Welt.

Tag -1, 21.30 Uhr: Wir sind am Kistenpacken und Fässer mit Trinkwasser füllen - da erreicht uns die Nachricht, dass in eines der Fahrzeuge, mit denen wir uns am nächsten Tag treffen wollten, ein Kudu gerannt ist. Das Fahrzeug ist auf der rechten Seite stark verbeult. Die Familie bittet um 24 Stunden Aufschub.

Tag 0: Zermürbendes Warten - dann die Nachricht: die Karrosserie konnte mit Hilfe des Highjacks so zurechtgebogen werden, dass eine Weiterfahrt möglich ist. Große Freude!

Tag 1, 6.00 Uhr: Aufbruch in Lubango mit zwei Fahrzeugen. 200 km Hauptstraße bis Cahama. Die Schlaglöcher nerven. In Cahama wollen wir noch einmal tanken - aber es gibt kein Diesel. Trotz der zwei Reservekanister auf dem Dach und einem Extratank wird es deshalb eng werden, denn wir haben über 1000 km vor uns bis zur nächsten Tankstelle. Wir hoffen, dass die beiden anderen Fahrzeuge, die aus Namibia zu uns stoßen, genügend Diesel dabei haben. Endlich sind wir von der Haupstraße weg im Gelände. Über Funk geben wir an eine Station in Windhoek unsere Positionen weiter, damit die Gruppe, die aus Namibia zurückkommt nach Angola, weiß, wo wir sind. 14.00 Uhr: Eigentlich müssten wir schon längst an der Abzweigung, an der wir uns mit den anderen treffen wollten, angekommen sein. Wir fahren trotzdem weiter. 15.30 Uhr: Vor uns sind etwa 6 Häuser - wir sind in Chitado! Über 60 km zu weit! Wir fragen den Provinzverwalter, ob heute schon zwei Landrover vorbeigekommen wären. Nein, die letzten Tage wäre kein Fahrzeug vorbeigekommen. Er ruft über seinen Funk den Grenzposten bei Ruacana: Unsere Freunde sind bereits über die Grenze und müssten bald da sein. 16:00 Uhr: Sie sind da! Fröhliche Begrüßung. Wir beschließen, an den Kunene zu fahren und dort zu übernachten.

Tag 2, 9.30 Uhr: Aufbruch. Nach 45 km finden wir die Abzweigung nach der Beschreibung des Provinzverwalters. Zwischen den Büschen kann man eine Spur erahnen. Wir kommen an zwei afrikanischen Dörfern vorbei. Es gibt hier sogar einen Laden: Second-Hand-Kleidung aus Europa in einer strohbedeckten Hütte. Aber sonst gibt es nichts. Aber einige Kilometer entfernt baut die lutherische Mission aus Finnland einen Gesundheitsposten auf.
Die Berge haben schwarze Streifen - wie Zebrastreifen.
Nach 150 km schlagen wir unser Lager in einem trockenen Flussbett auf.
Am Lager kommen einige Dorfbewohner vorbei. Einer kranken Mutter mit krankem Kind kann unsere Ärztin helfen.

Tag 3, 13.00 Uhr: Die Strecke wir deutlich schlechter - wir müssen zahlreiche Bachbetten durchqueren. Der Landrover mit Trailer schafft es trotz Differenzialsperre nicht immer das erste Mal und muss nochmal Anlauf nehmen.
17.00 Uhr: Wir sind am Polizeiposten in Iona. Neben den Polizisten wohnen hier ein paar andere Menschen, und wir fragen uns, von was die hier leben. Einer davon war Christ und war glücklich, andere Christen zu treffen.
Die Polizisten warten auf Ablösung aus Namibe. Wir werden registriert und können unsere Wasserkanister ein letztes Mal auffüllen.
7 km später finden wir einen guten Lagerplatz. Als ich aussteige, höre ich, dass aus einem Reifen Luft entweicht. Wir finden einen Dorn, ziehen ihn raus und flicken den Reifen. Heute haben wir in 7 Stunden Fahrzeit nur 120 km geschafft. Wir hoffen, dass wir am nächsten Tag schneller vorankommen.

Tag 4: Nach einem guten Frühstück brechen wir auf. Atemberaubende Landschaft. Wir entdecken Antilopen und Vogelstrauße - die ersten, die wir in Angola sehen! Ganze Felder von Welwitschia Mirabilis, Pflanzen, die fast ohne Wasser auskommen und sehr alt werden. Wir sind überwältigt! 12.30 Uhr: Jetzt sind wir an der Vegetationsgrenze. Es gibt jetzt nur noch Grasbüschel. Wir machen ein Gruppenfoto. In der Wüste sehen wir Oryxantilopen. 15.00 Uhr: Eine Sanddüne versperrt uns den Weg. Wir machen Rast und kommen danach ohne Probleme über die Düne. 16:00 Uhr: Der Kunene in Sicht! Zunächst bin ich etwas enttäuscht - ich hätte mir die Vegetation üppiger vorgestellt. Es weht ein sehr starker Wind - es ist ziemlich kalt. Es gibt hier eine alte Pumpstation, die vor Jahrzehnten mal Wasser auf die Insel dos Tigres gepumpt hat. Jetzt ist in den Bauruinen die Grenzpolizei untergebracht. Nachdem wir registriert wurden, fahren wir zur Flussmündung und sehen dort Riesenschildkröten im Wasser. Wir suchen wegen des extrem starken Windes einen Platz, der etwas geschützt ist. An diesem Abend hat man die Wahl: zu frieren oder wegen des Rauches vom Lagerfeuer Tränen in den Augen zu haben. Heute Abend hat niemand das Bedürfnis nach einer Buschdusche.

Tag 5: Der Himmel ist bewölkt. Es ist kalt. Wir wollen so schnell wie möglich zurück in die Wüste. Am Polizeiposten treffen wir den 6x6 Lkw mit der Ablösung. Heute müssen wir in der Wüste die sandigen Strecken wieder hoch fahren. Kurz nach der Polizeistation bleibt der Landrover hinter mir in einer Düne stecken. Das fängt ja schon gut an! Wir drehen um und halten etwa 3m vor dem Fahrzeug. Brent (der Pilot) hängt seine Seilwinde an unseren Landrover und zieht sich aus dem Sand. Nach 5 Minuten geht es weiter. An den sandigen Strecken warten wir immer bis das Fahrzeug vor uns durch ist. Oft brauchen wir zwei oder drei Anläufe bis sich die Fahrzeuge durch den Sand hochgekämpft haben.
Aber es macht auch sehr viel Spaß!
An unserem Lagerplatz entdecken wir zahlreiche Tierspuren, darunter auch die eines Leoparden. In dieser Nacht stehen die Zelte eng beieinander und wer nachts mal raus muss, läuft nicht weit vom Zelt.

Tag 6: Alle Reservekanister mit Diesel, die die andern mitgebracht haben, werden auf die Fahrzeuge verteilt.
13.00 Uhr: Wir kommen am Ausgang des Iona-Nationalparks an. Hier gibt es doch tatsächlich eine Schranke!  Und wir werden erwartet!!!
Der freundliche Parkwächter will pro Person und Tag 10 USDollar Eintrittsgeld plus 20 US Dollar pro Übernachtung pro Person (für was eigentlich?) und 20 US Dollar pro Fahrzeug pro Tag. Aber den Kugelschreiber zum Ausstellen der Rechnung muss er sich von uns leihen. Das ist Angola! Nach zwei Stunden Verhandlungen zahlen wir 300 Dollar für die ganze Gruppe.
18.00 Uhr: Wir sind zurück auf der Hauptstrasse, die nach Namibe führt. Uns begegnet am 6. Tag das erste andere Fahrzeug!
21.00 Uhr: Lubango! Nach über 1200 km wieder zu Hause! Jetzt eine heiße Dusche und danach geht es ab ins weiche Bett!

Es war eine ganz andere Welt als hier in Lubango. Es gibt in Angola riesige Gebiete, die gänzlich abgeschnitten sind von der übrigen Welt.
Die Menschen dort haben auch kein Geld, denn sie können damit nichts anfangen. Es gibt keine Läden, keine Gesundheitsstationen, keine Ärzte. Es gibt auch noch ganze Volksstämme, die noch nie etwas von Gott, von Jesus gehört haben. Zahlreiche Stämme besitzen keine Bibel in ihrer Sprache und Portugiesisch sprechen nur die Menschen, die auf eine Schule gegangen sind.
Mir ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, dass wir bei ISTEL ab diesem Jahr auch einen Kurs für Übersetzer anbieten. Auch unser Fernschulkurs gewinnt jetzt nach Ende des Bürgerkrieges immer mehr an Bedeutung. Denn auf diese Weise können auch die Menschen in den entlegeneren Gebieten studieren, die nicht die Möglichkeit haben auf eine Bibelschule zu gehen.

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