Familie A und A Kammer

Wie kommt ihr denn auf Angola?

werden wir immer wieder gefragt. Zugegeben: Angola gehört nicht zu den begehrtesten Ländern für einen Auslandsaufenthalt. Bis vor einem Dreivierteljahr wußten wir auch noch nicht, daß wir nach Angola gehen würden. Damit ihr nachvollziehen könnt, wie es dazu kam, haben wir für euch die wichtigsten Stationen auf dem Weg zu dieser Entscheidung zusammengefaßt:

1990/91

Wir sind noch nicht verheiratet und wollen nach der Hochzeit gern für ein Jahr im Ausland studieren. Astrid will nach England - Andreas möchte nach Australien. Da wir beide unabhängig voneinander schon länger vorhaben, später einmal in die Mission zu gehen, kommt uns die Idee: Warum denn nicht nach Afrika?

Aug.1991

In Nairobi/Kenia studieren wir zwei Trimester lang bei NEGST - einem theologischen Seminar der Evangelischen Allianz in Afrika. Diese Zeit prägt uns sehr. Wir sind beeindruckt von dem, was Gott hier in den Gemeinden bewirkt. Bei NEGST kommen die Studenten aus verschiedenen Ländern und den unterschiedlichsten Kirchen, aber alle sind vereint durch den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus. Uns wird noch deutlicher, wie wichtig biblisch fundierte Lehre ist. In Kenia sind viele Sekten einfach deshalb entstanden, weil die Leiter es wirklich nicht besser wußten.

1992

Zurück in Deutschland merken wir, wie uns die Menschen in Afrika ans Herz gewachsen sind. Gerne wollen wir wieder nach Afrika zurückkehren. Allerdings wollen wir nicht nach Kenia, weil wir den Eindruck haben, daß die Kirchen dort inzwischen so selbständig sind, daß sie immer weniger auf Theologen aus dem Ausland angewiesen sind.

Etwa 1994

Wir lesen in einer Zeitschrift, daß "Christliche Fachkräfte international" (CFI) dringend Theologen für Mosambik sucht, in dem nach fast 20 Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden herrscht. Wir denken sofort: Das ist es! Wir sind damit gemeint! Allerdings müssen wir erst noch unser erstes Examen hinter uns bringen.

1996

Wir haben beide das erste Examen abgeschlossen. Auf einer Missionskonferenz haben wir Winrich Scheffbuch von CFI getroffen, der uns empfiehlt, unsere Ausbildung erst ganz abzuschließen, auch das Vikariat von Andreas. Allerdings hat er erst eine Zusage für einen Vikariatsplatz im Herbst 1999. Weil das unsere Ausreise unnötig verzögen würde und es dann mit den Kindern immer schwieriger würde, bitten wir beim Oberkirchenrat darum, Andreas schon früher mit dem Vikariat beginnen zu lassen. Im Dezember erhalten wir die Nachricht, daß Andreas im Herbst 1997 mit dem Vikarat anfangen kann.

2000

Endlich geschafft! Wir haben beide unser zweites Examen hinter uns. Im Blick auf den Dienst in der Mission, aber auch auf die Zeit danach, entschließen wir uns, daß Andreas noch zwei Jahre in einer Gemeinde als Pfarrer arbeitet. Wir ziehen nach Hummelsweiler. Aber je länger wir darüber nachdenken merken wir, das ist es nicht.

Juli 2001

Wir haben bei "Christliche Fachkräfte International" in Stuttgart ein Vorstellungsgespräch. Sie suchen theologische Lehrer für eine Bibelschule in Indonesien und für ein theologisches Seminar in Angola. Die Stellenbeschreibung von dem Theologischen Seminar der Evangelischen Allianz in Angola paßt genau zu uns und zu dem, was wir uns vorgestellt haben. Einerseits sind wir ganz aufgeregt, daß es nach so vielen Jahren jetzt endlich konkret wird - andererseits macht uns das auch unsicher: Ist es das wirklich? Zu Hause setzen wir uns ans Internet und suchen Informationen über Angola. Wir finden Berichte über Landminen, Bürgerkrieg, einen Überfall, bei dem auch ein Deutscher getötet wurde ... Die Krise lässt nicht lang auf sich warten. Aber wir reden auch mit einem befreundeten Ehepaar und nehmen uns einen ganzen Tag, um miteinander und mit Gott zu klären, ob das unser Platz ist. Besonders beschäftigt uns die Frage, wie das mit der Gesundheits- und Schulversorgung für Elisa (8), Benedikt (5 1/2) und Johanne (2 1/2) aussieht. Wir erkundigen uns bei Leuten, die vor Ort waren über die tatsächlichen Gefahren vor Ort, wägen immer wie der Vor- und Nachteile gegeneinander ab, und bitten um Gottes Leitung. Schließlich kommen wir zu dem Ergebnis: ja, wir können nach Angola gehen. Wir hoben auch den Eindruck, daß uns Gott grünes Licht dafür gibt. Am nächsten Tag rufen wir bei den Mitarbeitern von CFI an und berichten ihnen von unserer Entscheidung. Diese sind sehr überrascht über unsere positive Entscheidung. Sie haften mit einer Absage gerechnet und hatten eher den Eindruck, daß wir dort nicht richtig am Platz sind. Wir sind wie erschlagen. Sollen wir doch nicht noch Angola? Ist das nun, bildlich gesprochen, eine Tür, die Gott verschließt? In den nächsten Wochen sprechen wir immer wieder darüber. Wir sehen für uns nach wie vor grünes Licht - uns ist es aber zugleich wichtig, daß auch CFI ein eindeutiges "Ja" dazu hat.

Sept. 2001

Wir sind mit CFI auf einer Kandidatenwoche (ein Seminar für angehende Missionare von CFI). Wir fühlen uns sehr wohl dort, sowohl was die anderen Kandidaten angeht, als auch, was die Mitarbeiter von CFI angeht. Wir merken, es ist eine Truppe, die uns zusagt und zu der wir passen würden. Am Ende der Woche gibt es ein Einzelgespräch mit den Mitarbeitern von CFI. Sie teilen uns mit, daß sie überzeugt sind, daß wir bei CFI und bei der Stelle in Angola am richtigen Platz sind. Wir sind sehr glücklich: nun haben wir doppeltes grünes Licht.

Oktober 2001

Von der Landeskirche erhalten wir die Nachricht, dass Andreas für den Dienst in Angola freigestellt wird und die Ruhegehaltsbeiträge in dieser Zeit von der Landeskirche weitergezahlt werden. Dies war für CFI noch eine wichtige Voraussetzung, um uns aussenden zu können, da unsere Arbeit in Lubango von Spenden finanziert wird und die Kosten sonst zu hoch gewesen wären. Wir beginnen einen Portugiesischkurs, weil in Angola bis 1 975 portugiesische Kolonie war und portugiesisch daher die offizielle Landessprache ist.

Januar 2002

Für uns ist das ein sehr spannender Tag, weil wir viel Neues erfahren. In dem Seminar (ISTEL) gibt es einen Theologiekurs auf relativ anspruchsvollem Niveau für Studenten, die eine ] 2-jähnge Schulausbildung haben. Meist sind diese Studenten schon um die dreißig Jahre alt und haben Familie. Sie kommen aus verschiedenen protestantischen Kirchen in Angola. Die Absolventen werden dann Pastoren in Stadtgemeinden oder nehmen eine andere leitende Funktion in ihren Kirchen wahr. Daneben gibt es noch einen zweijährige Bibelgrundkurs und ein TEE - Programm (Theologische Fernschule) bei ISTEL. Das Lehrerkollegium ist international: Neben dem Direktor von ISTEL sind auch einige Lehrer Angolaner, daneben gibt es einen Lehrer aus Brasilien, einen aus Canada, eine Lehrerin aus den USA und eine Finnin. Der Süden von Angola ist nicht vom Bürgerkrieg betroffen. Auch Landminen gibt es ½ in der Gegend nicht. Lubango hat 300000 Einwohner und liegt auf einem Hoch- plateau auf 1 700 m.ü.M. Durch die Höhe ist es nicht so heiß, wie man es sich in Afrika vorstellen würde. Im Winter ist es nachts oft sogar nur um die 00 C. Uns Europäern kommt das Klima entgegen. Auch deshalb, weil dadurch neben dem tropischen Obst auch europäisches Gemüse und Obst wächst, sogar Äpfel und Birnen. Strom ist durch Generatoren meistens gesichert, allerdings gibt es meistens kein fließendes Wasser, so daß man das Wasser in großen Kanistern holen muß. Eine Wohnunterkunft wird die Schule zu gegebener Zeit für uns suchen. Sehr gefreut hat uns die Nachricht, daß die Schule über einen Internetanschluss verfügt und wir so immer über Email mit Deutschland verbunden sind.

Frühjahr 2002

Unser Portugiesischlernen macht nur winzige Fortschriffe. Und in einem 2002 knappen Jahr sollen wir bereits in portugiesisch unterrichten! Aber immerhin könnten wir bereits ein Bier bestellen! Wir treffen verschiedene Freunde, die uns sagen, daß sie für uns beten und unseren Dienst in Afrika finanziell unterstützen wollen - dadurch sind wir sehr ermutigt. Johanne hat einen Untersuchungstermin beim Kardiologen. Der Herzspezialist ist ganz erstaunt, daß die durchlässige Stelle, die sie seit der Geburt im Herz hat, bereits jetzt ganz verschwunden ist. Ihr Herz ist ganz gesund! Wir sind Jesus dankbar und freuen uns über das gute "Timing" Am 4. April hören wir in den Nachrichten, daß in Angola die Bürgerkriegsparteien einen Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen haben. Wir freuen uns sehr und beten, daß der Friede dauerhaft bestehen bleibt.

und wie geht es weiter?

Ende Juli werden wir hier unsere 7(00) Sachen packen und an verschiedenen Stellen lagern. Anfang August beginnen wir mit dem Sprachstudium in Porto, in Portugal. An Weihnachten werden wir nochmals zurück nach Deutschland kommen, um die letzten Vorbereitun9en zu treffen (letzte Impfungen, Tropenuntersuchung, unsere 300 kg Gepäck verpacken etc.). Wenn die Visaanträge bis dahin zurück sind, werden wir Ende Januar/Anfang Februar ausreisen. Im März beginnt das Sommersemester bei ISJEL, in dem Andreas bereits unterrichten wird. Astrid wird mit dem Unterrichten erst dann beginnen, wenn wir uns eingelebt haben. Die Kinder werden voraussichtlich über die Deutsche Fernschule unterrichtet, ergänzend dazu werden sie die Schulen vor Ort besuchen.
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